Trans* Personen und Substanzkonsum: Eine differenzierte Betrachtung

Der Zusammenhang zwischen Transgeschlechtlichkeit und Substanzkonsum ist ein komplexes Thema, das intensive Forschung und eine sensibilisierte Herangehensweise erfordert. Studien zeigen, dass trans* Personen ein erhöhtes Risiko für problematischen Substanzkonsum haben können, bedingt durch vielfältige Faktoren.

Prävalenz und Muster des Substanzkonsums

Untersuchungen haben signifikante Daten zur Prävalenz des Substanzkonsums bei Trans* Personen aufgezeigt. Eine US-Studie fand heraus, dass 26,3% der Befragten Substanzen zur Bewältigung transbezogener Diskriminierung nutzen, während andere Studien ähnliche Trends in verschiedenen Formen des Substanzkonsums wie exzessivem Alkohol- und Drogenkonsum belegen. Die Hamburger ENIGI-Studie ergänzt, dass bei einigen trans* Personen Suchtverhalten als schädlich oder abhängig eingestuft wurde, was spezifische Behandlungsansätze erfordert.

Unterschiede im Suchtverhalten zwischen trans* Männern und trans* Frauen

Interessante Unterschiede im Substanzkonsumverhalten zwischen trans* Männern und trans* Frauen wurden festgestellt. Trans* Männer neigen häufiger zu Verhaltensweisen, die traditionell als „männlich“ angesehen werden, wie Alkohol- und Drogenkonsum. Auf der anderen Seite greifen trans* Frauen möglicherweise vermehrt zu Substanzen, um affektive Zustände zu regulieren oder gesellschaftlich akzeptierte Verhaltensweisen wie den Konsum von Schmerz- und Schlafmitteln zu unterstützen.

Herausforderungen in der Suchtbehandlung für Trans* Personen

https://www.dhs.de/lebenswelten/gendersensible-suchtarbeitDie Zugänglichkeit und Sensibilität von Suchtbehandlungseinrichtungen für trans* Personen ist häufig eingeschränkt. Diskriminierung und mangelndes Verständnis seitens des medizinischen Personals können zu Therapieabbrüchen führen und den Behandlungserfolg beeinträchtigen. Es besteht dringender Bedarf an geschlechtssensibler Schulung für das Fachpersonal sowie an spezialisierten Einrichtungen, die die individuellen Bedürfnisse von trans* Personen berücksichtigen.

Trans*-sensible Ansätze für die Suchtbehandlung

Eine effektive Suchtbehandlung für trans* Personen erfordert mehrere zentrale Ansätze:

  • Sensibilisierung des Behandlungspersonals: Schulungen für das Personal in Suchtbehandlungseinrichtungen sind entscheidend, um die spezifischen Bedürfnisse von trans* Personen zu verstehen und zu berücksichtigen. Hier kann auch das Angebot der dgti unterstützend wirken.
  • Schaffung eines sicheren und diskriminierungsfreien Umfelds: Es ist wichtig, eine Umgebung zu schaffen, in der sich trans* Personen sicher und akzeptiert fühlen.
  • Integration geschlechtsangleichender Maßnahmen: Die Fortsetzung von Transitionsmaßnahmen während der Suchtbehandlung kann entscheidend für den Behandlungserfolg sein.

Fallbeispiel

Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie wichtig eine geschlechtssensible Behandlung ist: Alex, ein trans* Mann, suchte Hilfe wegen seines Alkoholkonsums. In einer spezialisierten Einrichtung erhielt er nicht nur Unterstützung bei der Suchtbewältigung, sondern auch Zugang zu Hormonersatztherapie, was seine psychische Gesundheit und sein Wohlbefinden deutlich verbesserte.

Fazit

Die komplexe Beziehung zwischen Transgeschlechtlichkeit und Substanzkonsum erfordert weiterhin umfassende Forschung und die Entwicklung gezielter Präventions- und Behandlungsstrategien. Eine individualisierte, geschlechtssensible Herangehensweise ist entscheidend, um trans* Personen effektiv zu unterstützen und langfristige Erfolge in der Suchtbehandlung zu erzielen. Durch die Berücksichtigung der individuellen Lebenserfahrungen und Bedürfnisse kann die Behandlung von Suchterkrankungen bei trans* Personen nachhaltig verbessert werden.

Besuchen Sie unsere Spendenseite auf Betterplace und leisten Sie Ihren Beitrag. Unsere Peer-to-Peer-Beratenden spielen für „Betroffene“ eine wichtige Rolle. Sie sind zwar keine Psychologen, jedoch bieten sie als erste Ansprechpersonen wertvolles Verständnis und praktische Hilfe. Gemeinsam können wir eine positive Veränderung bewirken!

Teilen auf:

Weitere interessante Artikel

Das Maskottchen der dgti und und eine hellviolette herzförmige Figur stehen im Regen. Die herzförmige Figur hält einen großen schwarzen Regenschirm, der beide schützt. Um sie herum fallen dunkelviolette Regentropfen vor einem dunklen Hintergrund. Beide Figuren haben einfache, freundliche Gesichter.

Resilienz und mentale Gesundheit für trans*, inter* und nicht-binäre Menschen, und warum sie auch im Job zählt

Resilienz bedeutet seelische Widerstandskraft: also die Fähigkeit, mit Belastungen umzugehen und wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Für trans*, inter* und nicht-binäre (TIN*) Menschen ist sie kein Trendwort, sondern oft eine alltägliche Herausforderung. Das betrifft das Leben, den Umgang mit anderen und den Beruf. Minderheitenstress: Wenn Belastung Alltag ist Viele Studien

Weiterlesen »
Antragstellung XXII. Qualitätszirkel Psychotherapeut*innen: Zu sehen das Logo der dgti und das Logo des Qualitätszirkels Psychotherapeut*innen

XXII. Antragstellung für geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Krankenkassen – Wege, Unterstützung und Optionen bei Ablehnung

Einladung zum 22. Qualitätszirkel Psychotherapeut*innen am 29.11.2025 Inhalt: Wir besprechen wichtige Formalia zur Antragstellung von geschlechtsangleichenden Maßnahmen auf Basis der Begutachtungsanleitung des Medizinischen Dienstes, sowie Handlungsoptionen bei Ablehnung. Zudem wird es um die Zusammenstellung von Gründen für Rückfragen des Medizinischen Dienstes auf Basis der Erfahrungen der dgti gehen. Referierende Personen

Weiterlesen »
Handwerkszeug für die Arbeit mit transgeschlechtlichen und geschlechtsdiversen Menschen mit Transitionswunsch am 30. Januar 2026 - Eine Fotbildung für psychotherapeutisch Tätige Personen

Handwerkszeug für die Arbeit mit transgeschlechtlichen und geschlechtsdiversen Menschen mit Transitionswunsch – Fortbildung am 30.01.2026

Fortbildung für psychotherapeutisch tätige Personen Durchgeführt von Cornelia Kost, Adan Geißendörfer und Flora Buczkowski. In dieser Fortbildung soll ein Beitrag dazu geleistet werden die Versorgungslücke zu schließen, indem Sie befähigt werden transgeschlechtliche Menschen effizient in ihren Prozessen zu begleiten. Für wen ist die Fortbildung geeignet? Psychotherapeutisch tätige Personen mit und

Weiterlesen »
Selbstbestimmungsgesetz

Selbstbestimmungsgesetz: Mehr als 20.000 Anträge in einem Jahr – Tendenz sinkend, kein Trend bei Jugendlichen

Seit dem 1.11.2024 ist das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) vollständig in Kraft. Für die trans* Community war das ein Grund zum Feiern, ein historischer Tag. Es ist ein großer Erfolg, für den die dgti gemeinsam mit vielen anderen Organisationen jahrzehntelang gekämpft hat. Viele Menschen haben darauf gewartet, dass das diskriminierende Transsexuellengesetz abgeschafft

Weiterlesen »
Logo der dgti e.V.

Spenden Sie für unsere Arbeit

Datenschutz
, Inhaber: (Firmensitz: Deutschland), verarbeitet zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in der Datenschutzerklärung.
Datenschutz
, Inhaber: (Firmensitz: Deutschland), verarbeitet zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in der Datenschutzerklärung.