Eckpunkte Selbstbestimmungsgesetz vorgestellt

Selbstbestimmungsgesetz
Selbstbestimmungsgesetz

Pressemitteilung (als pdf hier) der dgti e.V. zu den Eckpunkten eines Selbstbestimmungsgesetzes

 

Heute Vormittag wurden von Familienministerin Lisa Paus und Justizminister Marco Buschmann die Eckpunkte für ein Selbstbestimmungsgesetz vorgestellt. Das künftige Gesetz soll das diskriminierende[1] ersetzen.

Die Eckpunkte wurden unter der gemeinsamen Federführung vom BMFSFJ und dem BMJ erstellt und sollen auch für intergeschlechtliche Menschen gelten. Der Paragraph 45b des Personenstandsgesetzes würde dann entfallen.

Wenn die Eckpunkte, so wie diese formuliert wurden, in einen Gesetzestext aufgehen sollten, dann dürften alle Erwachsenen Personen beim Standesamt ihren Personenstand und falls gewünscht den per Selbstauskunft ändern. Für alle Personen würde gelten, dass jeweils einer der drei anderen Personenstände gewählt werden kann. Jugendliche von 14-18 Jahren könnten die Änderung nur mit Zustimmung der Eltern erreichen, alternativ müsste ein Familiengericht entscheiden, falls die Eltern ablehnen. Eine Beratung bei einer Peer* bzw. *Beratungsstelle könnte dann bei Zweifeln ebenfalls durchgeführt werden.

Jugendliche unter 14 Jahren würden für eine Änderung des zugeschriebenen Geschlechts und Vornamens allein die Zustimmung ihrer Eltern benötigen. Eine Sperrfrist von einem Jahr soll vorbeugen.

Eine Entschädigung für Menschen, die eine geschlechtsangleichende Operation für eine Personenstandsänderung zwangsweise durchführen lassen mussten, soll auch kommen. Andrea Ottmer (Gründungsmitglied und 2. Vorsitzende der dgti) zu den beabsichtigten Regelungen: „Dieses Eckpunktepapier beschreibt einen humanen, dem Grundgesetz entsprechenden Umgang mit *Personen, nun muss die Ampel nur noch möglichst schnell liefern.“

Wir begrüßen es außerordentlich, dass die Forderungen des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte[2], des Bundesrats[3] und weiteren Institutionen sowie der Community[4] endlich umgesetzt werden sollen und verleihen der Hoffnung Ausdruck, dass sich das künftige an diesen Eckpunkten orientiert und damit das Menschenrecht auf geschlechtliche respektiert. Denn die Gegenwart in Deutschland ist geprägt von Diskriminierungen von trans*Personen bis hin zur Gewalt und Exklusion, wie Studien es vielfach belegt haben.[5] Kritisch sehen wir allerdings die geplanten Regelungen für Kinder und Jugendliche, hier wird der Selbstbestimmung nur teilweise Rechnung getragen.

Luca Fabièn Dotzler (Vorstand dgti) kommentiert hoffnungsvoll: „Durch die Umsetzung dieses Eckpunktpapiers wird Menschen mit queeren Lebensrealitäten eine bessere Teilhabe ermöglicht. Auch wenn es noch einige Bereiche zu reflektieren gilt, es ist ein positiver Beginn, zu einer offenen und aufgeklärten Gesellschaft.“

Jenny Wilken

Mitglied des Vorstands der dgti e.V.


[1] Siehe: https://dgti.org/2022/04/03/tsgumfrage/

[2] Vgl. Köhler, Richard / Ehrt, Julia: Handbuch Rechtliche Anerkennung des Geschlechts, 2. Auflage, 2016, TGEU, S.9.

[3] BR-Drucksache 362/17

[4] vgl. Forderungspapier des bundesweiten AK TSG-Reform vom 1.6.2012.

[5] Studie Coming-out – und dann…?!: 9 von 10 befragten trans Jugendlichen erleben Diskriminierung / Studie Queeres Leben in Bayern: 82% der befragten trans*Frauen und 61% der trans*Männer erleben Diskriminierung / Repräsentativ – und Betroffenenbefragung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes: Insgesamt erhöhte Betroffenheit in allen Lebensbereichen von Personen / Studie Out im Office?!: 54% der trans* Arbeitnehmer*innen berichten von Erfahrungen, die gegen das AGG verstoßen.

Teilen auf:

Begriffe der letzten 30 Tage
TransAwareness Genderverständnis Cisgender trans Personen Hormontherapie LGBTQIA Elektroepilation Intersexualität Geschlechtsinkongruenz Medizinische Maßnahmen transberatung Selbstfindung Fortbildungen Psychotherapeuten Pride genderidentity Bildungseinrichtungen Selbstbestimmung emotionale Bedeutung Genderakzeptanz Barrieren Rheinland-Pfalz Selbstbewusstsein LGBTQ+ Ergänzungsausweis globale LGBTIQ Rechte Transidentität Transrecht trans Community tin*klusiv Emotionen nicht-binär Pädagog*innen dgti Queerfeindlichkeit Transpride Transgenderrechte psychische Gesundheit Transrechte Laserbehandlung Nordrhein-Westfalen Genderdiversität Bundestag Geschlechtsanerkennung trans* körperveränderung geschlechtslos Körperanpassung Geschlechtsdysphorie Genderaffirmation Jugendhilfe Selbstbestimmungsgesetz Qualitätszirkel Akzeptanz Kinder Nichtbinär Haarentfernung Geschlechtliche Vielfalt im Unternehmen Trans* in Arbeit Gendergleichheit genderfluid transleben Misgendern PROUTATWORK Unterstützung LGBTQ Dysphorie Geschlechtsidentität Transsexualität / Transsexuell Vielfaltleben Inklusion Intergeschlechtlichkeit Diversität Genderaufklärung Geschlechtsangleichung Transgender Populismus Bildung Hassgewalt genderexpression innere Stärke nonbinary CDU/CSU agender Schulen equality wahlprogramm Hormone Coming-out GenderDiversity genderfreedom Selbstliebe Transgesundheit Geschlechtervielfalt Peer-Beratung TransCommunity TransSupport Betterplace TransRights intergeschlechtlich Qualitätsstandards Selbstakzeptanz Qualitätszirkel Queere Bildung der dgti e.V. Geschlechtsangleichende Maßnahmen Genderneutral Gesellschaft Pronomen Empathie Trans* Am Arbeitsplatz Jugendliche Genderidentität cdu QueerCommunity Authentizität Mut Bartpflege transition Genderqueer Schüler*innen Psychotherapie LSBTI trans Queer nicht-Binarität

Weitere interessante Artikel

Broschüre Selbstbestimmungsgesetz verstehen

Broschüre „Selbstbestimmungsgesetz verstehen“ – Alle wichtigen Informationen für Kinder und Jugendliche sowie für Eltern und Sorgeberechtigte

Broschüre zum Selbstbestimmungsgesetz: Hallo und herzlich Willkommen, du hast dich mit deiner Familie entschieden, deinen Vornamen und deinen Personenstand zu ändern. Hierfindest du gute Tipps und Informationen, wie das funktioniert. Vielleicht hast du Fragen wie: All diese Fragen beantworten wir dir in unserer Broschüre. Diese ist weiter unten zum Download

Weiterlesen »
Ergänzungsausweis

Der dgti-Ergänzungsausweis: Warum er trotz Selbstbestimmungsgesetz immer noch wichtig sein kann

Seit dem 1. November 2024 ist das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) in Kraft. Es erlaubt Personen, deren Geschlechtsidentität nicht mit ihrem offiziellen Geschlechtseintrag übereinstimmt, ihre Angaben durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern. Aber auch wenn das Gesetz diese Änderung erleichtert, ist das nicht für jede Person der richtige Weg —

Weiterlesen »
Ein Weg voller Emotionen: trans* sein. wie es sich anfühlen kann.

Wie sich trans* Sein anfühlt: Emotionen zur Selbstfindung

Der Weg zur Selbstfindung beginnt tief im Inneren – dort, wo die eigene Identität oft jahrelang schlummert, bis sie bereit ist, sich zu zeigen. Viele trans* Menschen haben von klein auf das Gefühl, dass das zugewiesene Geschlecht und das eigene Empfinden nicht zusammenpassen. In der Fachsprache wird es als Dysphorie

Weiterlesen »
XVIII. Barrieren abbauen

XVIII. Barrieren abbauen – Wie kann ich trans* Menschen zeigen, dass sie willkommen sind?

Der Themenschwerpunkt beim 18. Treffen des Qualitätszirkels Psychotherapeut*innen der dgti e.V. Psychotherapeut*innen und dgti e.V.: Barrieren abbauen – Wie kann ich trans* Menschen zeigen, dass sie willkommen sind? Zudem Möglichkeit zu Fallvorstellungen. Inhalt: Ein Kurzvortrag über Barrieren für trans, inter, non-binäre Menschen in der psychotherapeutischen/psychiatrischen Praxis und wie diese abgebaut

Weiterlesen »
Datenschutz
, Inhaber: (Firmensitz: Deutschland), verarbeitet zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in der Datenschutzerklärung.
Datenschutz
, Inhaber: (Firmensitz: Deutschland), verarbeitet zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in der Datenschutzerklärung.