Geschlechtsidentität? So erklären Eltern Kindern die Vielfalt

Kinder stellen Eltern schon früh Fragen zur Sexualität, Liebe und – das ist völlig normal und gehört zu einer gesunden Entwicklung. Häufig haben sie etwas im Kindergarten oder auf dem Spielplatz aufgeschnappt und möchten verstehen, was sie wahrnehmen. Dieser Artikel gibt Eltern Tipps, wie sie solche Fragen kindgerecht beantworten können. Wichtig dabei: Dies ist kein Ersatz für eine psychologische Beratung. Einige Fragen benötigen die Unterstützung von Fachleuten – doch das kommt selten vor. Die hier vorgestellten Empfehlungen geben Eltern allgemeine Hilfestellungen für einen offenen Umgang mit den Fragen ihrer Kinder.

Die wichtigste Botschaft lautet: Fragen sind in Ordnung. Kinder sollen wissen, dass sie offen über Identität und Gefühle sprechen dürfen, ohne verurteilt oder belächelt zu werden. Das stärkt das Vertrauen, fördert ihre Neugier und gibt ihnen die , dass sie ernst genommen werden. Diese ist besonders wertvoll, wenn es um sensible Themen wie Geschlechtswahrnehmung geht.

Was ist Geschlechtsidentität?

Das innere Geschlechtsempfinden beschreibt das innere Gefühl, das uns sagt, ob wir uns als Junge, Mädchen, beides oder etwas anderes empfinden. Sie gehört zu unserer Persönlichkeit und zu dem, wer wir tief im Inneren sind. Kindern lässt sich dies als „Ich-Gefühl“ erklären – eine tiefe Überzeugung, die nur sie selbst spüren.

Ein kindgerechtes Beispiel

Eine einfache Erklärung könnte sein: „Geschlechtswahrnehmung oder dein persönliches Geschlechtsgefühl bedeutet, ob jemand sich im Inneren als Junge, Mädchen oder etwas anderes fühlt. Es geht nicht darum, was andere sehen, sondern darum, wie sich jemand in seinem Inneren fühlt.“

Tipps für eine altersgerechte und stärkende Erklärung

  1. Kinder wissen lassen, dass alle Fragen willkommen sind
    Kindern zu vermitteln, dass Fragen zu Identität, Geschlecht oder Liebe in Ordnung sind, schafft ein Umfeld, in dem sie sich sicher fühlen. So lernen sie, dass es keinen Grund gibt, sich für ihre Neugier zu schämen. Eltern können dadurch ein offenes Klima schaffen, in dem Kinder frei fragen und von ihnen Antworten erwarten dürfen.
  2. Einfache und klare Worte verwenden
    Komplizierte Begriffe oder abstrakte Konzepte können Kinder verwirren. Eine verständliche Erklärung könnte lauten: „Manche Menschen fühlen sich als Junge oder als Mädchen, manche irgendwie dazwischen, und das ist alles völlig normal.“
  3. Anschauliche Vergleiche nutzen
    Kinder verstehen oft besser, wenn sie Beispiele bekommen. Ein Vergleich könnte sein: „Stell dir vor, deine Lieblingsfarbe ist grün, aber andere sagen, du sollst rot oder blau mögen. Das fühlt sich dann vielleicht nicht richtig an. So ist es auch mit der inneren Geschlechtswahrnehmung – jede*r soll sich wohlfühlen.“
  4. Unsicherheiten gemeinsam lösen
    Falls Eltern auf eine Frage keine Antwort haben, können sie das offen sagen. Kinder dürfen sehen, dass auch Erwachsene nicht alles wissen. Sie können dann gemeinsam nach vertrauenswürdigen Antworten suchen und so lernen, wie man verlässliche Informationen findet.
  5. Das Recht auf Selbstbestimmung und „Nein“ sagen
    Eine wesentliche Botschaft an alle Kinder ist, dass ihr Körper ihnen gehört und sie das Recht haben, „Nein“ zu sagen, wenn sie sich unwohl fühlen. Diese Selbstbestimmung hilft ihnen, Grenzen zu setzen und ihre Gefühle ernst zu nehmen. Indem sie lernen, dass sie immer „Ja“ oder „Nein“ zu ihrem eigenen Körper sagen dürfen, gewinnen sie Vertrauen in sich und ihre Wahrnehmungen.

Altersgerechte Erklärungen für verschiedene Altersgruppen

Je nach Alter des Kindes sollten die Antworten unterschiedlich aussehen. Hier ein paar Anregungen:

  • Kinder im Vorschulalter (3-6 Jahre): Verwenden Sie klare Begriffe und zeigen Sie, dass es ganz verschiedene Menschen gibt. Ein Beispiel aus der Tierwelt hilft oft: „Bei Seepferdchen kümmern sich die Papas um die Babys – das ist ganz normal.“
  • Grundschulkinder (7-12 Jahre): Kinder in diesem Alter verstehen schon mehr über Regeln und die Bedeutung von Identität. Sie begreifen, dass jeder Mensch einzigartig ist. Ein Beispiel könnte sein: „Stell dir vor, alle in der Schule tragen Uniformen, aber jede*r darf seine Lieblingsfarbe wählen. So bleibt jede*r ein bisschen besonders.“
  • Teenager (ab 13 Jahren): Ältere Kinder haben oft eigene Gedanken über Identität und Beziehungen. Hier ist es hilfreich, auch Themen wie Geschlechterrollen und gesellschaftliche Erwartungen anzusprechen. Wichtig ist, Raum für offene Gespräche ohne Wertung zu schaffen.
Fragen zur Geschlechtsidentität. Kind schaut selbstbewusst in einen Spiegel

Wichtige Botschaft für Kinder: „Sei du selbst“

Egal wie alt das Kind ist – die Botschaft bleibt: Es ist in Ordnung, man selbst zu sein. Kinder sollten wissen, dass ihre Gefühle wertvoll sind und sie sich nicht verstellen müssen, um gemocht zu werden. Wenn Kinder früh lernen, auf ihre inneren Gefühle zu hören und sich selbst zu akzeptieren, entwickeln sie ein starkes Selbstwertgefühl.

Beispielbotschaft für Kinder

„Es ist toll, dass es so viele verschiedene Menschen gibt. Jeder Mensch darf sich zeigen, wie es sich für ihn oder sie gut anfühlt. Niemand sollte sich verstellen müssen.“

Bücher und Online-Ressourcen für Eltern

Es gibt viele kindgerechte Bücher und Webseiten, die beim Erklären des Gefühls der eigenen Geschlechtszugehörigkeit unterstützen. Empfehlenswerte Bücher sind z.B. „Julian ist eine Meerjungfrau“ (Affiliate) oder „Raffi und sein pinkes Tutu“ (Affiliate). Diese Geschichten begleiten Kinder auf dem Weg, sich selbst zu lieben und andere so zu akzeptieren, wie sie sind. Auch Plattformen mit Erklärvideos können helfen, das Thema anschaulich darzustellen und gute Anknüpfungspunkte für offene Gespräche zu schaffen.

Fazit: Verständnis und Respekt als Basis für eine bunte Zukunft

Das Thema Geschlechtswahrnehmung kindgerecht zu erklären, ist eine wertvolle Chance, Kindern Respekt, Offenheit und zu vermitteln. Eltern leisten einen wichtigen Beitrag zu einer toleranten Gesellschaft, indem sie ihrem Kind zeigen, dass Fragen okay sind und dass jede*r so sein darf, wie er oder sie sich fühlt.

Indem Eltern innere Geschlechtsgefühle offen und altersgerecht erklären, legen sie den Grundstein für eine vielfältige, respektvolle Gesellschaft und fördern das Selbstwertgefühl und Verständnis ihrer Kinder.

Unterstützen Sie die Arbeit der ! Möchten Sie dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche in einer offenen und toleranten Gesellschaft aufwachsen? Mit einer Spende an die dgti hier auf Betterplace helfen Sie uns, wertvolle Aufklärungsarbeit zu leisten und Beratungsangebote auszubauen.

Teilen auf:

Begriffe der letzten 30 Tage
AcePride Ärztetag Abstammungsrecht Bild Bundesministerium des Innern AK Sport Bundesjustizminister Marco Buschmann Aurich #deine dgti Bündnis 90/Die Grünen Arbeit Aufklären Berlin-Alexanderplatz Betterplace Bundesstiftung Magnus Hirschfeld beziehungstipps Angehörige bezeichnen sich als Agender. Arbeitsumfeld Achtsamkeit Buchtipps Buchtipp Bundestag Asexualität AK Öffentlichkeitsarbeit Brighton Ausschluss Blutspenderichtlinien anpassen Balian Buschbaum cdu wahlprogramm Andrea Ottmer Ära Bundespolitik Bündnis Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt 26 Jahre Cis Menschen AK SN Bundessozialgericht Benachteiligung Beratung bundesweit auting Arbeitgeber*innen Athlet*innen Beauftragte Antidiskriminierungsarbeit Checkliste AK Bayern cdu AGG-Reform Bundesverband Trans* äußeres Coming-out Coming-out Bundesarbeitsgericht Bündnis AK NRW Constantin Jahn Best Ally Award Archiv Coming Out AceAlly Bundesgerichtshof Authentizität Couple BCG Berlin-Brandenburg Aromatase cis-Männer Blutspenderichtlinien Bundesverdienstkreuz Barcelona Beratungsstelle Bielefeld Art. 3 Braunschweig Bundessozialgericht zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen (1987) Akzeptanz Alltagserfahrung Berufsunfähigkeitsversicherung Aktivistin Bündnis zum Abstammungsrecht Ausland Bundeswehr AMKA Bundesminister Karl Lauterbach code (co) unsplsch Berater*innen Bundesverfassungsgericht angleichende Maßnahmen AsexualSpectrum Ausbildungsschule BSG Bildungseinrichtungen Amateurfußball Beratung Anliegen Alexander Korte Belegschaft Antrag Christlich AK TH AK Nord 1987 binäre Geschlechtsidentität AK Ally-Strategien Begleitung Bad Kreuznach Chancengleichheit AsexualitätErklärt Begutachtung ARD Allgemein Bundesärztekammer Offener Brief Ansbach arbeitssicherheit Alkohol Bartpflege Candles Attraktivität für Beschäftigte biologische Grundlagen Augsburg AceErasure Axel Springer Verlag Awareness Bürokratie Androgenrezeptor Beitrag Baden-Württemberg Gruppenmitglied Austausch Allgäu ArbeitsplatzInklusion CDU/CSU Bankverbindung der dgti e.V. agender Barrieren §45b Additional Information Supplemental ID AGB AK Berlin-Brandenburg AsexualAwareness Arbeitsrecht § 192 Beratungsstelle RLP Archive Beratung für trans* und inter* Menschen Alltagstest Christentum AceSupport Arbeitsplatz Berlin § 45b PStG Coming Out Day Best Practices §45b PStG AOK Rheinland-Pfalz/Saarland §192a StGB Artikel 3 Grundgesetz 3. Reich Bundespolitk Alice Schwarzer angriffe auf die dgti e.V. Altersverteilung von trans* Personen Bildung Antifeminismus Bundesgeschäftsstelle Bad Münster am Stein-Ebernburg Baden-Wüttemberg AWMF-S3-Leitlinie Bank Bodensee Anerkennung am Arbeitsplatz Amsterdam Ärztekammer (Deutschland) Cisgender community alina anstatt Beleidigung Asterisk AK Hessen Bundesregierung Allies Begutachtungsrichtlinie Bundesministeriums der Justiz Affiliate Bundesrat Arbeitskreis AsexualAwarenessWeek androgyn Aromantik AWMF Aufklärung AkzeptanzFürAlle Ärzt*innen Begutachtungsanleitung Bildungsabschlüsse bundesweit Chancen BigBrother Binder comingout Beratungsgespäch Antidiskriminierung AK ST Bedürfnisse (co) unsplash.com Bayern § 175 Beratungsstelle Bayern AOK Ausbildung Claudia Jürgen Clüsserath Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz Ausdruck Brandenburg BGH Baden-Württemberg Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften Bundesärztekammer Bi- AsexualVisibility Bundesvorstand AGG biologie Bücher AK Info Bekämpfung der Fetischisierung von trans* Personen AceFlag AK RLP Bankkarte Anpassung Auswirkungen Hormontherapie auf Sexualität Bußgeld Misgendern Anerkennung Business Case Christiane Rohleder Bathroom Bill 19. September AK trans*hopo britischer Botschafter §175 Adrian Hector Augenhöhe #deinedgti Alter Beratenden Ausbildung Ahlebeck Arbeitskreises Queere Jugendarbeit Bistum Limburg Corona

Weitere interessante Artikel

Junk Science entlarven

Die Lügen der transfeindlichen Junk Science entlarven – 1 Beispiel

Transfeindliche Junk Science Ein Artikel von Cornelia Kost: Die internationale Genspect Organisation gehört wie die „Society for Evidence-Based Gender Medicine“ (SEGM) zu den weltweit aktivsten Organisationen, die die medizinische Behandlung von transgeschlechtlichen Menschen verhindern wollen (Leveille, 2021). Genspect gibt sich wenig Mühe, ihr Anliegen zu verschleiern. Sie sagen über sich

Weiterlesen »
Logo der dgti e.V.

Spenden Sie für unsere Arbeit

Datenschutz
, Inhaber: (Firmensitz: Deutschland), verarbeitet zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in der Datenschutzerklärung.
Datenschutz
, Inhaber: (Firmensitz: Deutschland), verarbeitet zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in der Datenschutzerklärung.