Sicher surfen: Tipps wie trans*, nicht-binäre und queere Personen sich online schützen können

Sicher surfen: A non-binary person working on a laptop
A non-binary person working on a laptop

In unserer digitalisierten Welt ist die Online-Sicherheit von großer Bedeutung für alle Nutzer. Für Personen, und queere Menschen gibt es jedoch spezielle Risiken im Netz, die über das allgemeine Maß hinausgehen. Oft beginnen die ersten Schritte zur Entdeckung der eigenen im Internet. Ob durch das Stöbern in Foren, das Scrollen durch soziale Medien wie Instagram und TikTok oder einfache Google-Suchen – diese Plattformen bieten die Möglichkeit, Wissen zu sammeln, Gleichgesinnte zu finden und Klarheit über die eigene Identität zu gewinnen. Besonders für trans* Personen ist das Internet ein wertvoller Raum für und Austausch, aber es birgt auch Gefahren.

Gerade in den Anfängen dieser Reise, wenn die Neugier groß und das Wissen über digitale Risiken gering ist, sind viele Menschen besonders verwundbar. Leider wird diese anfängliche Naivität oft ausgenutzt. Menschen mit böswilligen Absichten – darunter rechte Gruppen, sogenannte TERFs (Trans-Exclusionary Radical Feminists) und andere, die nichts Gutes im Sinn haben – manipulieren gezielt, um Schaden anzurichten. Mit Fake-Accounts, falschen Informationen und Hassbotschaften schaffen sie ein feindseliges Umfeld, das die Suche nach der eigenen Identität schnell in einen gefährlichen Spießrutenlauf verwandeln kann.

Um diese Risiken zu verringern und besonders Anfängersowie Neugierige im digitalen Raum zu schützen, haben wir einige wichtige Sicherheitshinweise zusammengestellt. Sie sollen dabei helfen, die Entdeckungsreise zur eigenen Identität sicher zu gestalten – und sicherstellen, dass sie nicht zu einem Horrortrip wird.

Die Bedeutung der Online-Sicherheit für trans* Personen

Trans* Personen erleben im Netz häufig Belästigungen und Diskriminierung. Laut einer Studie von GLAAD (2021-2022) gaben 75 % der befragten LGBTQ+-Personen an, im Internet bereits Feindseligkeiten erlebt zu haben. Besonders problematisch wird es, wenn persönliche Informationen wie der Wohnort oder die Identität gezielt öffentlich gemacht werden. Das sogenannte Doxxing kann neben emotionalem Stress auch ernsthafte Bedrohungen nach sich ziehen. Deshalb ist es entscheidend, sich der Risiken bewusst zu sein und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Grundlegende Sicherheitsmaßnahmen

Um im Netz sicher zu bleiben, sollten Sie die folgenden Maßnahmen beachten:

  1. Starke Passwörter verwenden
    Ein starkes Passwort ist die Basis jeder digitalen Sicherheit. Es sollte mindestens 12 Zeichen umfassen und eine Kombination aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen beinhalten. Passwort-Manager wie Bitwarden, 1Password, KeePass oder LastPass helfen dabei, Passwörter sicher zu speichern und zu verwalten. Sie generieren für jeden Account ein individuelles Passwort, sodass Sie sich nur eines merken müssen.
  2. Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren
    Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) ist eine weitere Sicherheitsmaßnahme, die Ihre Konten schützt, auch wenn Ihr Passwort gestohlen wird. Verwenden Sie dafür Apps wie Google Authenticator oder Authy, die sicherer als SMS-basierte Verifizierungen sind. Die meisten Plattformen wie Google, Facebook und Apple bieten diese Funktion in ihren Sicherheitseinstellungen an.
  3. Regelmäßige Software-Updates durchführen
    Halten Sie Ihr Betriebssystem und alle installierten Programme immer auf dem neuesten Stand. Sicherheitslücken in veralteter Software können Angreiferein leichtes Ziel bieten. Windows und macOS bieten automatische Updates an, die in den Systemeinstellungen aktiviert werden können.
  4. Vorsicht bei öffentlichen WLAN-
    Vermeiden Sie es, in offenen WLAN-Netzwerken sensible Informationen wie Passwörter oder Bankdaten einzugeben. Wenn Sie öffentliche WLAN-Netze nutzen müssen, schützen Sie Ihre Verbindung mit einem VPN (Virtual Private Network). Diese Dienste verschlüsseln Ihre und verhindern, dass Dritte Zugriff darauf erhalten.
  5. Phishing-Versuche erkennen
    Phishing ist eine häufige Methode, um an vertrauliche Daten zu gelangen. Verdächtige E-Mails sollten niemals geöffnet oder angeklickt werden. Browser wie Chrome und Firefox haben integrierte Schutzfunktionen, die Phishing-Seiten automatisch blockieren. Zudem bieten Antivirenprogramme wie weiteren Schutz vor schädlichen E-Mails und Webseiten.

Schutz der Privatsphäre in sozialen Medien

Illustration: Schutz der Privatsphäre im Netz

Soziale Medien sind ein zentrales Kommunikationsmittel für viele trans* Personen. Gleichzeitig bergen sie aber auch Risiken, besonders wenn sensible Informationen ohne Bedacht geteilt werden.

  1. Privatsphäre-Einstellungen überprüfen
    Plattformen wie Facebook, Instagram oder Twitter bieten umfangreiche Einstellungen, um die Sichtbarkeit von Posts und Profilen zu steuern. Überprüfen Sie regelmäßig, ob nur Personen, denen Sie vertrauen, Zugriff auf Ihre Inhalte haben. Bei Facebook finden Sie diese Optionen unter „Einstellungen > Privatsphäre“.
  2. Vorsichtig mit persönlichen Informationen umgehen
    Überlegen Sie genau, welche Informationen Sie online teilen möchten. Ein Pseudonym oder Nickname schützt Ihre Identität, wenn Sie nicht unter Ihrem echten auftreten möchten.
  3. Standortangaben deaktivieren
    Viele Apps tracken Ihren Standort automatisch. Unter iOS und Android können Sie in den „Datenschutz“-Einstellungen festlegen, welche Apps auf Ihre Standortdaten zugreifen dürfen. So verhindern Sie, dass Ihre genauen Aufenthaltsorte öffentlich werden.
  4. Freundeslisten bereinigen
    Überprüfen Sie Ihre Freundes- oder Follower-Listen regelmäßig und entfernen Sie Personen, denen Sie nicht vertrauen. So minimieren Sie das Risiko, dass sensible Informationen in die falschen Hände gelangen.

Umgang mit Online-Belästigung und Diskriminierung

Trans* Personen sind im Internet besonders oft Ziel von Hass und Belästigungen. Doch es gibt Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren:

  1. Vorfälle dokumentieren
    Falls Sie belästigt werden, sichern Sie Beweise, indem Sie Screenshots der Nachrichten oder Kommentare machen. Unter Windows (Tastenkombination „Windows + Print Screen“) und macOS („Shift + Command + 4“) lassen sich Screenshots einfach erstellen und speichern.
  2. Belästigende Nutzermelden und blockieren
    Die meisten Plattformen bieten die Möglichkeit, problematische Nutzerzu melden. Auf Facebook oder Instagram befindet sich die Meldefunktion meist neben dem Beitrag unter den drei Punkten („…“). Blockieren Sie zusätzlich die Angreifer, um weitere Kontaktversuche zu verhindern.
  3. Unterstützung suchen
    Niemand muss solche alleine durchstehen. Wenden Sie sich an Freund, oder professionelle Beratungsdienste. Plattformen wie TrevorSpace bieten eine sichere Umgebung, in der trans* Personen sich austauschen und gegenseitig unterstützen können. Auch die dgti Peerberatung ist eine hilfreiche Anlaufstelle.
  4. Rechtliche Möglichkeiten nutzen
    In Deutschland können Betroffene von Online-Hass auf das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) zurückgreifen. Dieses Gesetz verpflichtet Plattformen dazu, gemeldete Hassinhalte zu überprüfen und gegebenenfalls zu löschen. Für schwerwiegendere Fälle bietet HateAid rechtliche Unterstützung und Beratung.

Fazit

Das Internet bietet viele Chancen, birgt aber auch Risiken. Mit den richtigen Maßnahmen können Sie sich und Ihre Privatsphäre zuverlässig schützen. Indem Sie starke Passwörter nutzen, Ihre Konten durch Zwei-Faktor-Authentifizierung absichern und Ihre Privatsphäre im Netz gezielt schützen, schaffen Sie die Grundlage für ein sicheres Online-Leben. Wenn Sie zusätzlich auf fortgeschrittene Techniken wie VPNs und verschlüsselte setzen, erhöhen Sie Ihre Sicherheit noch weiter.

Haben Sie Fragen oder brauchen Sie Unterstützung? Unsere dgti Peerberatung für trans* und inter* Personen ist jederzeit für Sie da. Und wenn Sie unsere Arbeit für die Community unterstützen möchten, freuen wir uns über Ihre Hilfe durch eine Spende auf Betterplace.

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