Agender: Geschlechtsfreiheit einfach erklärt

Agender - Was ist das eigentlich?
agender-pride-flag --chaos 10 --ar 16:9 --style raw --personalize cz1t3n6 --cref https://s.mj.run/GqIrdO1kD9U --stylize 600 --v 6.1 Job ID: 37082243-d0e5-4f56-8223-f9718b5c52e6

In den letzten Jahren haben sich unsere Vorstellungen von Geschlecht grundlegend verändert. Immer mehr Menschen erkennen, dass sie sich nicht in das klassische binäre Geschlechtersystem einordnen können oder wollen – sie identifizieren sich weder als Mann noch als Frau. Ein Begriff, der dabei immer wieder auftaucht, ist Agender. Aber was genau bedeutet das? Kurz gesagt: Agender beschreibt eine Identität, bei der Geschlecht entweder keine Rolle spielt oder als irrelevant empfunden wird.

Was bedeutet „Agender“?

Das Wort Agender setzt sich aus „A-“ (ohne) und „Gender“ (Geschlecht) zusammen. Menschen, die sich als agender identifizieren, empfinden entweder gar kein Geschlecht oder sie fühlen sich völlig geschlechtsneutral. Dabei gibt es verschiedene individuelle Nuancen: Einige beschreiben sich als „geschlechtslos“, während andere Geschlecht als etwas Unbestimmtes oder Unwichtiges empfinden​

Wichtig ist, zu verstehen, dass agender eine von vielen nicht-binären Identitäten ist. Das bedeutet, dass diese Personen sich außerhalb der traditionellen Kategorien „männlich“ oder „weiblich“ verorten​

Agender Menschen lehnen das Konzept von Geschlecht oft vollständig ab, während sie dennoch Teil der nicht-binären oder genderqueeren Community sein können.

Agender und trans* – Was ist der Unterschied?

Ein häufiger Irrtum ist die Annahme, dass agender und trans* dasselbe seien. Während viele trans* Personen sich einem anderen Geschlecht zuordnen oder dieses annehmen, empfinden sich agender Menschen als komplett außerhalb dieser Kategorien. Sie identifizieren sich weder mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht noch mit einem anderen. Einige agender Personen verstehen sich dennoch als Teil der trans* Community, insbesondere wenn sie eine Veränderung ihrer Geschlechtsdarstellung anstreben​

Doch der Hauptunterschied liegt darin, dass trans* oft eine Bewegung zwischen Geschlechtern beschreibt, während agender Menschen Geschlecht als irrelevant empfinden.

Was ist der Unterschied zwischen Agender und gender-neutral?

Viele Menschen verwechseln den Begriff agender mit gender-neutral. Während gender-neutral oft verwendet wird, um Kleidung, Sprache oder öffentliche Räume zu beschreiben, die für alle Geschlechter offen sind, bezieht sich agender speziell auf die Geschlechtsidentität einer Person. Wer agender ist, empfindet sich selbst schlichtweg als „ohne Geschlecht“​

Gender-neutral hingegen beschreibt häufig eine Einstellung oder einen Stil, der für alle Geschlechter gleichermaßen passend ist.

Die Agender-Pride-Flagge

Die Agender-Pride-Flagge ist ein starkes Symbol für diese Identität. Sie besteht aus sieben horizontalen Streifen in Schwarz, Grau, Weiß und Grün. Die schwarzen und weißen Streifen stehen für die Abwesenheit von Geschlecht, die grauen für eine Art von „Halbgeschlechtlichkeit“ und der grüne Mittelstreifen repräsentiert nicht-binäre Geschlechter​

Diese Flagge wurde 2014 von einer Person namens Salem entworfen und hat sich seitdem als Symbol der Identität und des Stolzes der agender Community etabliert.

Wie fühlt es sich an, agender zu sein?

Viele Menschen fragen sich, wie es sich anfühlt, agender zu sein. Tana, eine agender Person, beschreibt es so: „Es ist schwer zu erklären, weil es eher ein Fehlen von Geschlecht ist, als dass man sich mit einem Geschlecht identifiziert. Ich bin einfach ich.“ Diese Aussage verdeutlicht die Herausforderung, sich in einem System zu definieren, das auf binären Geschlechterrollen basiert​

Für viele agender Menschen ist es befreiend, ein Label für ihre Erfahrungen zu haben. Endlich gibt es einen Begriff, der ausdrückt, was sie fühlen: Sie müssen nicht in die traditionellen Geschlechterrollen passen und können einfach so sein, wie sie sich wohlfühlen​

Herausforderungen und Missverständnisse

Trotz wachsender Akzeptanz in der LGBTQIA+-Community stehen agender Menschen noch immer vor großen Herausforderungen. Viele agender Personen berichten von mangelnder Sichtbarkeit und einem Mangel an Verständnis, sowohl in der breiteren Gesellschaft als auch innerhalb der LGBTQIA+-Community​

Ein häufiges Missverständnis ist, dass Agender und Asexualität gleichgesetzt werden. Dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Aspekte der Identität: Während Agender sich auf die Geschlechtsidentität bezieht, beschreibt Asexualität das Fehlen sexueller Anziehung​

Agender Personen sehen sich oft mit Diskriminierung und Mikroaggressionen konfrontiert, da ihre Identität nicht ernst genommen oder als „Phase“ abgetan wird. Diese Ablehnung kann zu Gefühlen der Isolation führen, was wiederum die mentale Gesundheit beeinträchtigen kann.

Wie du agender Menschen unterstützen kannst

Der erste Schritt zur Unterstützung agender Personen ist, ihre Selbstwahrnehmung zu respektieren. Verwende die richtigen Pronomen und Selbstbezeichnungen. Wenn du unsicher bist, frage einfach freundlich nach den bevorzugten Pronomen – das wird in der Regel sehr geschätzt​

Eine großartige Gelegenheit, mehr über Agender-Identitäten zu lernen und sie sichtbarer zu machen, ist der Agender Pride Day am 19. Mai. Nutze diesen Tag, um Informationen zu teilen, Gespräche zu führen und für die Rechte von agender Menschen einzutreten​

Agender zu sein bedeutet, sich von traditionellen Geschlechtskategorien loszulösen und Geschlecht als unwesentlich für die eigene Identität zu betrachten. Diese Identität zeigt, wie vielfältig das Spektrum der Geschlechtsidentitäten sein kann. Egal, ob du selbst agender bist oder dich als Ally verstehst – es gibt viele Wege, die Agender-Community zu unterstützen und ihre Sichtbarkeit zu fördern.

Sei Teil der Veränderung! Unterstütze Projekte wie Betterplace oder informiere dich über unsere Peerberatung auf dgti.org. Jeder Schritt zählt, um eine inklusive Zukunft zu gestalten!

Teilen auf:

Weitere interessante Artikel

Antragstellung XXII. Qualitätszirkel Psychotherapeut*innen: Zu sehen das Logo der dgti und das Logo des Qualitätszirkels Psychotherapeut*innen

XXII. Antragstellung für geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Krankenkassen – Wege, Unterstützung und Optionen bei Ablehnung

Einladung zum 22. Qualitätszirkel Psychotherapeut*innen am 29.11.2025 Inhalt: Wir besprechen wichtige Formalia zur Antragstellung von geschlechtsangleichenden Maßnahmen auf Basis der Begutachtungsanleitung des Medizinischen Dienstes, sowie Handlungsoptionen bei Ablehnung. Zudem wird es um die Zusammenstellung von Gründen für Rückfragen des Medizinischen Dienstes auf Basis der Erfahrungen der dgti gehen. Referierende Personen

Weiterlesen »
Selbstbestimmungsgesetz

Selbstbestimmungsgesetz: Mehr als 20.000 Anträge in einem Jahr – Tendenz sinkend, kein Trend bei Jugendlichen

Seit dem 1.11.2024 ist das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) vollständig in Kraft. Für die trans* Community war das ein Grund zum Feiern, ein historischer Tag. Es ist ein großer Erfolg, für den die dgti gemeinsam mit vielen anderen Organisationen jahrzehntelang gekämpft hat. Viele Menschen haben darauf gewartet, dass das diskriminierende Transsexuellengesetz abgeschafft

Weiterlesen »
Das Maskottchen der dgti und und eine hellviolette herzförmige Figur stehen im Regen. Die herzförmige Figur hält einen großen schwarzen Regenschirm, der beide schützt. Um sie herum fallen dunkelviolette Regentropfen vor einem dunklen Hintergrund. Beide Figuren haben einfache, freundliche Gesichter.

Resilienz und mentale Gesundheit für trans*, inter* und nicht-binäre Menschen, und warum sie auch im Job zählt

Resilienz bedeutet seelische Widerstandskraft: also die Fähigkeit, mit Belastungen umzugehen und wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Für trans*, inter* und nicht-binäre (TIN*) Menschen ist sie kein Trendwort, sondern oft eine alltägliche Herausforderung. Das betrifft das Leben, den Umgang mit anderen und den Beruf. Minderheitenstress: Wenn Belastung Alltag ist Viele Studien

Weiterlesen »
Pressemitteilung: 1 Jahr Selbstbestimmungsgesetz

1 Jahr Selbstbestimmungsgesetz – Bilanz und offene Baustellen

Fortschritt mit Lücken Ein Jahr nach Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes (SBGG) zeigt sich: Viele Menschen haben lange auf diesen Schritt gewartet. Seit dem 1. November 2024 wurden über 22.000 Vornamens- und Personenstandsänderungen gemeldet. Trans*, inter* und nicht-binäre Personen können ihr Geschlecht nun selbst bestimmen, ohne medizinische Gutachten oder Gerichtsbeschlüsse. Das Gesetz beendet eine

Weiterlesen »
Logo der dgti e.V.

Spenden Sie für unsere Arbeit