dgti TINA* Depesche – Ausgabe #1 vom 13. August 2025

Die TINA* Depesche ist unsere Presseschau mit Nachrichten aus der trans*, inter*, nicht-binären und agender Welt. Wir sammeln Meldungen aus aller Welt, die für unsere Community relevant sind. Vielleicht auch solche, die es (noch) nicht in unsere eigenen Artikel geschafft haben oder zu Themen, die wir gerade recherchieren.
Damit wir nicht zur reinen News-Schleuder verkommen, erscheint die Rubrik höchstens einmal pro Woche. Denn viele „Neuigkeiten“ sind auf den zweiten Blick gar nicht so heiß, wie sie zunächst wirken. Hier filtern wir für dich vor, ordnen ein und zeigen auf, was für TINA*-Personen vieleicht interessant sein könnte.

Deutschland
BMI-Verordnung zum Melderegister nach SBGG

Streit um Datenhunger: Eine geplante Verordnung zum Selbstbestimmungsgesetz sorgt für heftige Kritik – Verbände warnen vor „Zwangsouting“ durch dauerhafte Speicherung früherer Einträge.

Quelle: netzpolitik.org | Datum: 16.07.2025 | Themenbereich: Recht/Politik, Datenschutz | Fokusgruppe: trans*, inter*, nicht-binäre Personen, Behörden | Stimmung: negativ-kritisch

Das Bundesinnenministerium (BMI) hat Eckpunkte für eine Verordnung zur Umsetzung des Selbstbestimmungsgesetzes (SBGG) vorgelegt. Laut netzpolitik.org sollen Meldebehörden zusätzliche Datenfelder einführen, in denen frühere Vornamen und Geschlechtseinträge, Änderungsdaten sowie zuständige Behörden dauerhaft gespeichert werden. Außerdem könnten diese Informationen zwischen Behörden weitergegeben werden. Kritikerinnen und Kritiker – darunter Abgeordnete und Verbände – sehen darin ein massives Risiko für Datenschutz und Persönlichkeitsrechte. Die Sorge: Wer seinen Geschlechtseintrag nach dem SBGG ändert, könnte im Verwaltungsalltag faktisch nicht „unsichtbar“ werden, etwa wenn andere Stellen auf die Altdaten zugreifen. Befürworter im BMI verweisen auf verwaltungspraktische Notwendigkeiten und Referenzen aus der Registermodernisierung. Für Betroffene stellt sich die Frage, ob das Offenbarungsverbot des SBGG durch eine implizite Re-Identifizierbarkeit unterlaufen wird. Politisch ist das Verfahren brisant, weil es ohne Parlamentsgesetz auskäme. Für Beratungsstellen und Communitys ist das Thema hochrelevant: Es geht um Vertrauen in staatliche Register, Missbrauchsrisiken und rechtskonforme Datenminimierung.

Quelle: https://netzpolitik.org/2025/selbstbestimmungsgesetz-dobrindt-plant-zwangsouting-per-verordnung/


Berlin
CSD: Kleine Gegenproteste, Polizei nimmt mehrere Personen fest

Der Berliner CSD 2025 bleibt trotz aufgeheizter Stimmung überwiegend friedlich. Die rechte Gegenmobilisierung fällt deutlich kleiner aus als befürchtet.

Quelle: Der Tagesspiegel | Datum: 13.08.2025 | Themenbereich: Gesellschaft/Sicherheit | Fokusgruppe: CSD-Orgas, Teilnehmende, Polizei | Stimmung: überwiegend positiv, mit Restrisiko

Der Tagesspiegel berichtet, dass die befürchteten großen rechten Gegenproteste gegen den Berliner CSD ausblieben. Statt der im Vorfeld kolportierten hohen Zahlen kamen deutlich weniger Gegendemonstrierende. Die Polizei sprach von einer überschaubaren Lage und nahm einzelne Personen fest, unter anderem wegen Verstößen gegen Auflagen. Die Veranstalter betonten den politischen Charakter des CSD in einem Jahr, in dem queerfeindliche Straftaten bundesweit deutlich zugenommen haben. Sichtbarkeit, Solidarität und Sicherheit standen im Fokus; die Routenführung sowie Schutzkonzepte wurden im Vorfeld eng mit Behörden abgestimmt. Für Communitys ist die Bilanz ermutigend: Große Teile der Stadtgesellschaft tragen den CSD, während rechtsextreme Störversuche marginal blieben. Gleichzeitig mahnen Beratungsstellen, dass das subjektive Sicherheitsgefühl vieler TINA*-Personen durch Online-Hetze, einzelne Angriffe und Drohkulissen belastet bleibt. Die Diskussion über dauerhafte Präventions- und Meldestrukturen geht damit weiter.

Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-csd-2025-gegner-bleiben-weitgehend-aus-11427936.html


Hamburg
Rekordbeteiligung beim CSD

Mehr als eine Viertelmillion Menschen setzen ein deutliches Zeichen. Die Hansestadt erlebt ihren größten CSD.

Quelle: Deutschlandfunk | Datum: 02.08.2025 | Themenbereich: Gesellschaft | Fokusgruppe: Community, Stadtgesellschaft, Orgas | Stimmung: positiv

Laut Deutschlandfunk zog der Christopher Street Day in Hamburg so viele Menschen an wie nie zuvor. Die Veranstaltenden sprechen von einer Rekordbeteiligung und einem kraftvollen Signal gegen Queerfeindlichkeit. Hinter der Zahl steht eine monatelange Organisationsarbeit mit einem klaren thematischen Rahmen: Solidarität, Schutz und gleiche Rechte – auch vor dem Hintergrund zunehmender Hasskriminalität. Die Stadtverwaltung unterstützte mit Logistik und Sicherheitsabsprachen, während zahlreiche Vereine und Initiativen die politische Dimension betonten: Pride ist nicht nur Party, sondern Protest. Für TINA*-Personen sind solche Großereignisse ambivalent: Sie schaffen Sichtbarkeit und Bündnisse, erhöhen aber zugleich das Risiko von Anfeindungen. In Hamburg blieb es weitgehend friedlich. Gleichzeitig fordern Verbände eine landesweite, einheitliche Erfassung queerfeindlicher Vorfälle und gezielte Präventionsprogramme – von Schule bis Polizei. Der Rekord zeigt, dass die Community mobilisiert ist und breite Teile der Bevölkerung erreicht.

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/hamburg-csd-2025-rekord-berlin-reaktionen-100.html


Deutschland
Prides unter Druck: Rechtsextreme Gegenaktionen nehmen zu

Queer.de zeichnet ein alarmierendes Lagebild: Zahl und Aggressivität rechtsextremer Störversuche gegen CSDs steigen.

Quelle: queer.de | Datum: 03.08.2025 | Themenbereich: Gesellschaft/Sicherheit | Fokusgruppe: CSD-Orgas, Behörden, Community | Stimmung: negativ

Queer.de berichtet, dass rechtsextreme Gruppen zunehmend gezielt gegen Pride-Veranstaltungen mobilisieren. Laut dem Portal registrierten Veranstalterinnen und Veranstalter 2024 bundesweit Dutzende organisierte Gegenaktionen; 2025 setzt sich der Trend fort. Beispiele reichen von Drohmails über Störversuche im Aufzug bis hin zu Angriffen am Rande kleinerer Prides. Gleichzeitig meldeten große Städte Rekorde bei der Teilnahme. Diese Gleichzeitigkeit – mehr Sichtbarkeit, mehr Gegenwehr – prägt die aktuelle Saison. Für Kommunen und Polizei stellt sich die Frage: Wie lassen sich Versammlungsfreiheit und Sicherheit effektiv gewährleisten, ohne die politische Ausdruckskraft von Prides zu beschneiden? Verbände fordern bessere Koordination, niedrigschwellige Meldestellen und konsequente Strafverfolgung. Das Lagebild ist uneinheitlich: Während Metropolen auf robuste Schutzkonzepte setzen, sind kleinere Orte mit begrenzten Ressourcen stärker verwundbar. Für TINA*-Jugendliche und ältere Personen erhöhen Drohkulissen die Hemmschwelle zur Teilnahme.

Quelle: https://www.queer.de/detail.php?article_id=54582


Berlin
Neonazistische Mobilisierung gegen den CSD

Berliner Zeitung dokumentiert die digitale und analoge Mobilisierung rechtsextremer Gruppen – die Zivilgesellschaft hält gegen.

Quelle: Berliner Zeitung | Datum: 09.08.2025 | Themenbereich: Gesellschaft/Sicherheit | Fokusgruppe: Community, Zivilgesellschaft, Polizei | Stimmung: negativ, mit resilienter Gegenkraft

Die Berliner Zeitung beschreibt, wie neonazistische Gruppen im Vorfeld des CSD versuchten, online wie offline Gegenproteste zu organisieren. Die Recherche zeigt gängige Muster: Desinformation, Verschwörungsnarrative und Einschüchterung. Zivilgesellschaftliche Bündnisse, Gruppen aus Kirche, Kultur und Politik reagierten mit Solidaritätsaufrufen, Awareness-Teams und Begleitkundgebungen. Für TINA*-Menschen in Berlin ist das Spannungsverhältnis nicht neu: Eine starke, sichtbare Szene trifft auf gewachsene Netzwerke rechter Akteure. Sicherheitsexperten verweisen auf die Bedeutung lokaler Präventionsarbeit, von Streetwork bis schulischer Bildung, und den Nutzen von Ansprechstellen bei Polizei und Verwaltung. Im Ergebnis blieb die Gegenmobilisierung kleiner als erwartet, was auf wirksame Gegenmaßnahmen und eine breite pro-queere Stadtgesellschaft hindeutet. Dennoch bleibt die Lage fragil; die Debatte über langfristige Strukturen gegen Hasskriminalität – auch in den Bezirken – läuft weiter.

Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/news/neonazis-mobilisieren-gegen-berliner-csd-li.2254216


Schweiz
Tausende bei der Pride in Bern

Deutliches Zeichen in der Bundesstadt: Bern feiert eine große, friedliche Pride mit klarer Botschaft für gleiche Rechte.

Quelle: swissinfo.ch | Datum: 03.08.2025 | Themenbereich: Gesellschaft | Fokusgruppe: Community, Politik, Öffentlichkeit (CH) | Stimmung: positiv

Swissinfo berichtet, dass in Bern mehrere Tausend Menschen an der Pride teilgenommen haben. Die Kundgebung setzte Schwerpunkte auf rechtliche Gleichstellung, Schutz vor Diskriminierung und eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung, auch für trans, inter und nicht-binäre Menschen. Organisierende betonten, dass die Schweiz in manchen Bereichen vorangeht, in anderen aber Nachholbedarf hat – etwa beim Schutz nicht-binärer Personen im Arbeitsleben oder bei standardisierten Versorgungswegen im Gesundheitswesen. Die friedliche Stimmung und die breite gesellschaftliche Beteiligung – von Familien bis zu Gewerkschaften – zeigen, dass die Anliegen weit über die Community hinaus Resonanz finden. Für Beraterinnen und Berater ist die Sichtbarkeit in der Fläche wichtig: Sie baut Vorurteile ab, stärkt Netzwerke und erleichtert Zugänge zu Angeboten. Die Berner Pride passt in ein mitteleuropäisches Bild: Hohe Teilnahmezahlen, viel Solidarität – und dennoch ungelöste Strukturfragen.

Quelle: https://www.swissinfo.ch/ger/gesellschaft/tausende-feiern-pride-in-bern/52578284


Italien
Regierung will Zugang zu medizinischer Behandlung für Minderjährige strenger regeln

Rom verschärft den Kurs: Ein Gesetzentwurf zur Versorgung genderdiverser Minderjähriger entfacht europaweit Debatten.

Quelle: Reuters | Datum: 05.08.2025 | Themenbereich: Recht/Politik, Gesundheit | Fokusgruppe: trans* Jugendliche, Eltern, Ärztinnen/Ärzte (IT/EU) | Stimmung: negativ

Reuters meldet, dass die italienische Regierung einen Gesetzentwurf beschlossen hat, der geschlechtsangleichende Behandlungen für Minderjährige strenger kontrollieren soll. Vorgesehen sind u. a. eng gefasste Protokolle unter Federführung des Gesundheitsministeriums, vorläufige Zustimmungen durch ein nationales Ethikgremium und ein Register bei der Arzneimittelbehörde, das die Nutzung von Pubertätsblockern und Hormonen erfasst. Befürworter sprechen von „Sorgfalt“ und „Kinderschutz“. Verbände und Fachleute warnen vor bürokratischen Hürden, Verzögerungen und einer Stigmatisierung der Betroffenen. Für Deutschland ist die Debatte relevant, weil europäische Versorgungsstandards und Berufsausübungsregeln miteinander verzahnt sind und grenzüberschreitende Behandlungen Realität sind. Der Entwurf muss noch durchs Parlament, hat aber angesichts der Mehrheitsverhältnisse gute Chancen. Kliniken und Familien wägen schon jetzt ab, wie sich mögliche Wartezeiten und Dokumentationspflichten auswirken könnten – medizinisch und psychosozial.

Quelle: https://www.reuters.com/business/healthcare-pharmaceuticals/italy-moves-tighten-controls-gender-affirming-medical-care-minors-2025-08-05/


Frankreich
HAS veröffentlicht Leitlinien zur Versorgung erwachsener trans Personen

Premiere in Frankreich: Die Haute Autorité de Santé legt breit abgestützte Empfehlungen vor – mit Fokus auf informierte Entscheidung und multidisziplinäre Versorgung.

Quelle: HAS (Haute Autorité de Santé) | Datum: 18.07.2025 | Themenbereich: Gesundheit/Leitlinien | Fokusgruppe: erwachsene trans Personen, Ärztinnen/Ärzte, Kliniken | Stimmung: überwiegend positiv

Die französische Gesundheitsbehörde HAS hat erstmals Empfehlungen zur medizinischen Versorgung erwachsener trans Personen veröffentlicht. Der Leitfaden adressiert den gesamten Parcours: Erstgespräch und Aufklärung, Hormontherapien, chirurgische Optionen, Begleitung in der psychischen Gesundheit sowie Nachsorge. Betonung liegt auf informierter Einwilligung, realistischen Erwartungsmanagements und einem Team-Ansatz über Fachgrenzen hinweg. Notwendig seien transparente Informationen zu Risiken und Alternativen – etwa bei Thorax-OPs, Metaoidioplastik oder Phalloplastik – sowie eine Stärkung der Primärversorgung. Minderjährige sollen in einem separaten Dokument behandelt werden. Für Praxis und Politik ist das Papier ein wichtiger Referenzpunkt in einer polarisierenden Debatte. Auch für Deutschland sind die Inhalte interessant: Sie spiegeln den europäischen Trend zu standardisierten, evidenzinformierten Angeboten wider und könnten Diskussionen über Qualitätsstandards und Zugangsgerechtigkeit befördern.

Quellen:


Ungarn
Ermittlungen gegen Budapests Bürgermeister nach Pride-Durchführung

Politische Zuspitzung in Budapest: Ermittlungen gegen den Bürgermeister wegen der Durchführung des Pride – Symbolfall für die Lage in Ungarn.

Quelle: AP News | Datum: 01.08.2025 | Themenbereich: Recht/Politik, Gesellschaft | Fokusgruppe: Behörden, Community (HU/EU) | Stimmung: negativ/angespannt

AP berichtet, dass Ungarns Behörden den Budapester Bürgermeister im Zusammenhang mit der Pride ins Visier genommen haben. Hintergrund sind Auseinandersetzungen über die Rechtsgrundlage und Auflagen für die Demonstration. Kritiker sehen darin eine Fortsetzung staatlicher Drangsalierung queerer Zivilgesellschaft. Beobachter verweisen auf die Symbolik: Die Hauptstadt steht für eine pluralere, offenere Zivilgesellschaft, während die nationale Politik seit Jahren LGBTQI*-Rechte einschränkt. Für internationale Partner ist die Affäre ein Lackmustest: Wie robust sind Versammlungsfreiheit und kommunale Autonomie, wenn zentrale Regierungsstellen Druck machen? Für TINA*-Personen in der Region wirkt die Nachricht einschüchternd, zugleich erzeugt sie Solidaritätseffekte und internationale Aufmerksamkeit. Die juristische Bewertung bleibt abzuwarten; politisch ist der Schaden bereits entstanden.

Quelle: https://apnews.com/article/budapest-pride-mayor-investigation-2025-08-01


Großbritannien
London Trans+ Pride mit Rekordteilnahme

Sichtbarkeit als Antwort auf Gegenwind: London meldet einen Rekord bei der Trans+ Pride.

Quelle: The Guardian | Datum: 26.07.2025 | Themenbereich: Gesellschaft | Fokusgruppe: nicht-binäre und trans* Personen, Öffentlichkeit (UK) | Stimmung: positiv

The Guardian berichtet von mehr als 100.000 Teilnehmenden bei der London Trans+ Pride. Die Demonstration stand unter dem Motto „Existence and Resistance“ und verstand sich explizit als Antwort auf ein politisches Klima, das von Teilen der Medien und Politik als feindlich erlebt wird. Rednerinnen und Redner verwiesen auf Verschlechterungen im Zugang zur Gesundheitsversorgung, Verzögerungen bei Behandlungen und restriktive Leitlinien. Für Aktivistinnen und Aktivisten ist die Masse der Teilnehmenden ein klares Signal an Regierung und Opposition: Trans und nicht-binäre Menschen sind präsent, organisiert und werden unterstützt. Die friedliche, energische Stimmung, prominente Beiträge aus Kunst und Kultur sowie breite zivilgesellschaftliche Unterstützung zeigen einen resilienten Kern – trotz juristischer Rückschläge und polarisierten Debatten.

Quelle: https://www.theguardian.com/society/2025/jul/26/tens-of-thousands-of-people-take-to-streets-for-london-trans-pride-2025


UK
Längsschnitt-Studie zur Gesundheit genderdiverser Jugendlicher angekündigt

Forschungslücke schließen: Das BMJ berichtet über ein Vorhaben, die Gesundheit von trans und genderdiversen Jugendlichen systematisch zu beobachten.

Quelle: The BMJ | Datum: 01.08.2025 | Themenbereich: Gesundheit/Forschung | Fokusgruppe: trans* Jugendliche, Eltern, Forschung | Stimmung: positiv

Das BMJ kündigt eine Studie an, die Gesundheit und Wohlbefinden genderdiverser Jugendlicher in Großbritannien prospektiv und systematisch erfassen soll. Ziel ist eine belastbare Evidenzbasis zu Versorgungsbedarfen, Risiken und Nutzen verschiedener Interventionen. In einer kontroversen Lage – geprägt von politischen Vorgaben und uneinheitlichen Leitlinien – soll die Studie Orientierung für Familien, Behandelnde und Politik liefern. Für deutsche Debatten ist das relevant, weil internationale Daten häufig in nationale Leitlinien einfließen. Wichtig wird sein, methodisch sauber zu arbeiten, Diversität in der Stichprobe abzubilden und Ergebnisse transparent zu kommunizieren. Die Ankündigung sendet ein Signal: Statt Schlagworten und Kulturkampf braucht es langfristige, qualitativ hochwertige Forschung, die Betroffene einbezieht.

Quelle: https://www.bmj.com/content/390/bmj.r1620.full.pdf


UK
Bildungsministerin: Lehrkräfte dürfen „Mx“ nutzen

Symbolpolitik oder Alltagspraxis? Die Regierung stellt klar: Lehrkräfte können das geschlechtsneutrale Anredepräfix „Mx“ verwenden.

Quelle: The Times | Datum: 13.08.2025 | Themenbereich: Bildung | Fokusgruppe: Schulen, Lehrkräfte, Schulträger (UK) | Stimmung: neutral-gemischt

The Times berichtet, dass die britische Bildungsministerin bestätigt hat: Trans und nicht-binäre Lehrkräfte können die Anrede „Mx“ statt „Mr/Ms/Miss“ verwenden. Durchsetzen lässt sich das gegenüber Schülerinnen und Schülern jedoch nicht zwingend; die Linie der Regierung betont „Respekt in beide Richtungen“. Parallel arbeitet das Bildungsministerium an detaillierten Leitlinien zum Umgang mit trans und genderdiversen Schülerinnen und Schülern, die Empfehlungen der Cass-Reviews berücksichtigen sollen. Für Schulen ergibt sich ein Spagat: individuelle Anredewünsche respektieren, klare Kommunikation sichern, Elternrechte und Kinderschutz berücksichtigen. Für TINA*-Lehrkräfte ist die Klarstellung ein kleiner, aber symbolisch wichtiger Schritt im Alltag; für Schulleitungen bedeutet sie, lokale Prozesse und Fortbildungen anzupassen. Die Reaktionen fallen erwartbar gemischt aus, reichen von Erleichterung bis Ablehnung.

Quelle: https://www.thetimes.co.uk/article/trans-teachers-can-ask-to-be-called-mx-instead-of-miss-or-sir-ksdjhzz20


USA
Bundesberufungsgericht bestätigt Verbot geschlechtsangleichender Behandlungen für Minderjährige in Arkansas

Juristischer Rückschlag: Das 8. Berufungsgericht stärkt ein Verbot, das national Signalwirkung entfalten könnte.

Quelle: Washington Post / Reuters-Sammelberichte | Datum: 12.08.2025 | Themenbereich: Recht/Politik | Fokusgruppe: trans* Jugendliche, Eltern, Kliniken (USA) | Stimmung: negativ

Nach Berichten der Washington Post und Agenturen hat das Bundesberufungsgericht des 8. Bezirks das Arkansas-Gesetz SAFE Act bestätigt, das Pubertätsblocker, Hormonbehandlungen und bestimmte Eingriffe für Minderjährige untersagt. Die Entscheidung widerspricht Urteilen anderer Bundesgerichte und verweist u. a. auf eine jüngste Entscheidung des Supreme Court zu einem ähnlichen Gesetz in Tennessee. Für Betroffene bedeutet das direkte Versorgungslücken und den Zwang, in andere Bundesstaaten auszuweichen. National könnte der Richterspruch konservative Gesetzesinitiativen befeuern. Für deutsche Leserinnen und Leser ist relevant: US-Entwicklungen beeinflussen Diskurse, Studien- und Praxislandschaften international – nicht zuletzt, weil viele Studien aus dem anglo-amerikanischen Raum stammen. Die Lage bleibt im Fluss, weitere Klagen sind anhängig.

Quellen:


Spanien
Reportagen über US-LGBTIQ*-„Sexil“ nach Europa

El País beleuchtet einen Trend: Menschen verlassen die USA aus Angst vor politischem Rückschritt und suchen Schutz u. a. in Spanien und Kanada.

Quelle: El País | Datum: 10.08.2025 | Themenbereich: Migration/Gesellschaft | Fokusgruppe: trans* Personen, Familien, Beratungsstellen (EU/NA) | Stimmung: gemischt

In einer Doppelserie schildert El País, wie Menschen – darunter trans und nicht-binäre Personen sowie ihre Familien – die USA Richtung Europa verlassen. Motivlage: politische Radikalisierung, Unsicherheit im Rechtsrahmen, Angst vor Diskriminierung und Gewalt. Spanien wird als Zielland wegen Aufenthaltsmöglichkeiten, Lebensqualität und Community-Strukturen genannt. Die Geschichten illustrieren, wie politische Maßnahmen (etwa Einschränkungen von Gesundheitsleistungen) persönliche Lebensentscheidungen prägen. Für europäische Beratungs- und Health-Services bedeutet dies neue Bedarfe – von rechtlicher Unterstützung bis Gesundheitsversorgung. Die Reportagen verknüpfen Einzelfälle mit größeren Trends und machen spürbar, wie politische Beschlüsse in den Alltag eingreifen. Für die deutsche Debatte ist das ein Blick über den Tellerrand: Migration reagiert auf Freiheitsspielräume – auch in Fragen der Geschlechtsidentität.

Quellen:


Deutschland
PMK 2024: Höchststand politisch motivierter Straftaten, deutlicher Anstieg bei Hasskriminalität

Offizielle Zahlen zeigen einen starken Anstieg politisch motivierter Kriminalität – mit Relevanz auch für queerfeindliche Hassdelikte.

Quelle: BMI/BKA | Datum: 20.05.2025 | Themenbereich: Sicherheit/Statistik | Fokusgruppe: Politik, Behörden, Zivilgesellschaft | Stimmung: negativ

Das Bundesinnenministerium und das BKA melden für 2024 einen neuen Höchststand politisch motivierter Straftaten. Besonders stark stieg das Unterfeld „Hasskriminalität“. Für LSBTIQ*-Organisationen ist das ein Alarmsignal: Queerfeindliche Vorfälle sind Teil dieser Entwicklung. Verbände fordern daher verbesserte Erfassung, Prävention und konsequente Strafverfolgung, von der Landespolizei bis zur Justiz. Die Zahlen liefern Kontext für die aktuelle Pride-Saison: Sichtbarkeit wächst, aber auch Gegenwehr – online wie offline. Für Kommunen stellen sich Aufgaben bei Opferschutz, Meldestrukturen und Bildungsarbeit. Die Statistik ist kein Grund zur Panik, aber ein Auftrag: Schutzräume schaffen, Allianzen stärken, Datenlage verbessern und den Rechtsstaat handlungsfähig halten. Für TINA*-Personen sind belastbare Strukturen und transparente Kommunikation entscheidend, damit Vertrauen in Behörden erhalten bleibt.

Quellen:

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