Inklusion oder Illusion? Kritische Betrachtung der neuen offenen Kategorie im Schwimmsport

Schwimm-Weltcup in Berlin erstmals mit offener Kategorie – Segregation statt Inklusion

Der Schwimm-Weltverband World Aquatics führt als erster großer Sportverband der Welt Wettbewerbe in der „offenen Kategorie“ ein. In dieser können dann auch trans* Athlet*innen teilnehmen, wie der Verband am Mittwoch mitteilte. Erstmals sollen solche Wettkämpfe im Oktober beim Weltcup in Berlin stattfinden.

Wir sind verwundert darüber, wie diese Entscheidung vom Deutschen Schwimmverband (DSV) so positiv als „bahnbrechend“ kommentiert und das ganze als Meilenstein für Inklusion betitelt wird. Unsere Gesprächsanfrage blieb dort unbeantwortet.

(Update v. 24.8.2023: Inzwischen liegt ein Gesprächsangebot vor.)

Wissenschaftliche Studien, worauf diese Entscheidung basiert und die Auswahl der Expert*innen, die an der Ausarbeitung der „offenen Kategorie“ beteiligt waren, wurden in der Meldung von World Aquatics nicht genannt. So bleibt alles sehr nebulös und klingt politisch motiviert. Es wird beim Weltverband auch auf die anstehenden World Aquatics Championships in Doha 2024 verwiesen. Katar ist nicht gerade für Menschenrechte bekannt, so äußerte sich 2022 der katarische Fußball-WM-Botschafter queerfeindlich: „Es ist ein geistiger Schaden“. Wörtlich sprach Salman von einem „damage in the mind“ und dass Schwulsein „haram“, also eine Sünde sei. Weiterhin müsse man die Regeln dort akzeptieren. Der LSVD forderte eine Reisewarnung. Wir können diese Forderung für 2024 nur wiederholen.

Die Einsetzung der Kategorie sehen wir weder als inklusiv noch als bahnbrechend an. Denn so wird der Eindruck geschaffen, dass trans* Frauen keine Frauen seien und trans* Männer keine Männer. Durch die explizite Segregation von tin* (trans*, inter* und nichtbinären) Personen wird hier keine Inklusion, keine Wertschätzung von Vielfalt geschaffen. Inklusion muss bedeuten, es zu ermöglichen, von Anfang an ein wertvoller Teil der Gesellschaft zu sein. Durch diesen Ausschluss werden wir zu Menschen zweiter Klasse kategorisiert.

Jenny Wilken

Leitung Bundesgeschäftsstelle

Teilen auf:

Weitere interessante Artikel

Der Hintergrund zeigt einen leichten Aquarellverlauf von pink zu blau. In der linken Oberen Bildecke ist die Überschrift des Artikels zu lesen: Transidentität und Nichtbinarität in therapeutischer Begleitung

Transidentität und Nichtbinarität in der therapeutischen Begleitung von Kindern und Jugendlichen

Fortbildung für Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen aus dem mittelhessischen Raum Transidentität und Nichtbinarität in der therapeutischen Begleitung von Kindern und Jugendlichen: Die Gesundheitsversorgung für tina+ Personen (trans*, inter*, nicht-binär und agender) ist von Ort zu Ort und Region zu Region unterschiedlich. Gerade in Mittelhessen fehlt es nach wie vor an einer

Weiterlesen »
Einladung zum 10. Qualitätszirkel Queere Bildung Internalisierte Trans*feindlichkeit

X. Wenn Ablehnung im Inneren wohnt – ein Input zu internalisierter Trans*feindlichkeit.

Einladung zum 10. Qualitätszirkel Queere Bildung am 30.09.2025 Das Thema dieses QZ wird sein: Wenn Ablehnung im Inneren wohnt – ein Input zu internalisierter Trans*feindlichkeit. Als Gäst*in dürfen wir Hélio Scherer, Mitarbeiter*in der Aidshilfe Gießen begrüßen. Hélio wird uns Einblicke in das Thema internalisierte Trans*feindlichkeit geben und Ideen entwickeln, wie wir

Weiterlesen »
Logo der dgti e.V.

Spenden Sie für unsere Arbeit