BFIT-Bund empfiehlt den Genderstern *

Was empfiehlt die ?

Gendern, also geschlechtergerechte Sprache zu verwenden, ist für uns eine Frage von Chancengleichheit und Sichtbarkeit und ja, es soll dieses Anliegen fördern. Nicht jedem gefällt das. Einige behaupten, das funktioniere nicht und bezweifeln, dass das generische Maskulinum eine normative Wirkung auf die Assoziationen von Menschen hat, die es benutzen. Ist das generische Maskulinum nicht auch eine Form von Gendern, nur eine, die wir als erstes gelernt haben?

Es soll holprig  sein, Bäcker*in auszusprechen. Dabei ist es kein Problem: Bäckerinnung enthält auch eine kleine Sprechpause. Chancengleichheit kommt nicht über Nacht, aber es steht fest, dass die zunehmende Verwendung männlicher und weiblicher Bezeichnungen z.B. Bürger und Bürgerinnen, ein langsames aber stetiges Umdenken bewirkt hat. Bei nicht-binären Personen ist das ohne geschlechtergerechte Sprache und die dafür notwendigen Zeichen nicht möglich. Ein umfassende sprachwissenschaftliche und historische Betrachtung ist auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung zu finden. Darin finden sich auch Quellen, die belegen, wie das grammatische unsere Sicht auf die so bezeichneten Berufe und Funktionen beeinflusst. Mitmeinen hat keineswegs automatisch Mitberücksichtigen zur Folge. Crashtest Dummies wurden bis vor kurzem anatomisch männlich ausgeführt, Krankheitssymptome von Männern auf Frauen ungeprüft übertragen. Beides kann lebensgefährlich sein. Erst seit 2021 können Vorsorgeuntersuchungen geschlechtsspezifischer Organe unabhängig vom Personenstand bei der gesetzlichen abgerechnet werden. Für nicht-binäre und und Personen ein gesundheitliches Problem.

Ein Zeichen kann als Platzhalter gegen das Übersehen benutzt werden, z.B. Kund*in. Nur welches?

Historisch betrachtet hat nur der Genderstern die Funktion als Platzhalter. Vor über 40 Jahren in der IT eingeführt, haben ihn Generationen von Computernutzern in dieser Funktion benutzt. Von diesen Menschen gibt es in Deutschland mittlerweile sehr viele mehr, als solche, die keine Computer benutzen, auch in der Sprachwissenschaft Tätige. Andere Zeichen wie und haben diese schon lange praktizierte Platzhalterfunktion nicht.

Wir empfehlen daher ausdrücklich das , , oder , er hält Platz für Vielfalt. Könnte das ein Problem für blinde Menschen oder solche mit Sehbehinderung sein?

Die Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik (BFIT-Bund) hat das untersucht und gibt die Empfehlung zu gendergerechter, digital barrierefreier Sprache heraus, hier ein Auszug:

„Dieser Empfehlung liegt die erste repräsentative, überregionale Studie unter Einbezug der Menschen mit Beeinträchtigungen zugrunde. Sie untersucht häufig genutzte Genderzeichen unter Aspekten der technischen Barrierefreiheit sowie ihrer Gebrauchstauglichkeit aus Nutzer*innen orientierte Sicht. Aus den Ergebnissen wurde die Empfehlung abgeleitet. Durch den intersektionalen Vergleich der Studienergebnisse mit der Haltung der Selbstvertretung der LGBTI*Q, beschreibt sie die Überschneidung und Gleichzeitigkeit verschiedener Diskriminierungskategorien. Die Empfehlung zeigt, dass gendergerechte, digital barrierefreie Sprache, das Thema der Selbstbestimmung und demokratischen Partizipation von Menschen mit Beeinträchtigungen berührt. Autoren: Koehler, Stefanie; Wahl, Michael

….

  1. Empfehlung

Die Ergebnisse der überregionalen Studie zeigen die Bedeutsamkeit der Nutzer*innen orientierten Perspektive, im Hinblick auf die Fragestellung der Verwendung eines Zeichens für gendergerechte Sprache und der Haltung zum Gendern. Menschen mit Behinderungen, mit unterschiedlichen geschlechtlichen Identifikationen, unabhängig von ihrem biologisch zugeordneten Geschlecht sowie binäre Personen, sprechen sich, vertreten von ihren Organisationen der Selbstvertretung, für die Verwendung des Asterisks aus.

Diese Empfehlung steht im Einklang mit der Empfehlung der Selbstvertretung der LGBTI*Q, die den Asterisk verwendet, da er im Wortbild Freiraum lässt, für die Entfaltung von Geschlechteridentitäten. Er ermöglicht als kommunikatives Mittel, die Visualisierung der Geschlechtervielfalt. In der Befragung der Menschen mit Behinderungen wurde deutlich, dass gendergerechte Sprache im Zusammenhang mit einer Schärfung der gesellschaftlichen Bewusstseinsbildung und der Achtung der Rechte von Menschen mit Behinderungen steht. Die befragten Selbstvertreter*innen empfinden den Asterisk in digitalen Anwendungen, barrierefreier und gebrauchstauglicher als den Doppelpunkt. Der Genderstern ist Bedeutungsträger gesellschaftlicher Wahrnehmung und Anerkennung von Diversität. Das Gendern berührt als sprachlicher Ausdruck in digitalen Anwendungen, Fragen der Freiheit und der Demokratie von Menschen mit Behinderungen. BFIT-Bund schließt sich der Expert*innen Meinung an und empfiehlt unter der Maßgabe ihres Auftrages nach §8 BITV, das Gendern mit dem Asterisk.“ 

https://www.bfit-bund.de/DE/Publikation/empfehlung-gendergerechte-digital-barrierefreie-sprache-studie-koehler-wahl.html

Muss man den Genderstern immer benutzen ? Empfehlenswerte Alternativen sind Partizipformen wie z.B. Studierende, Mitarbeitende, Bauverantwortliche (statt „Bauherrn“). Beispiele sind z.B. bei geschicktgendern.de oder genderleicht.de zu finden. Wo es dieses Formen nicht gibt, sollte man den Genderstern für Personengruppen und Menschen deren geschlechtliche Zuordnung einem nicht vorab bekannt ist verwenden. Ein „Kolleg*innen“ erinnert die Lesenden daran, dass es im Betrieb nicht nur Männer und Frauen sondern auch nicht-binäre Personen oder solche ohne geschlechtliche Enordnung gibt.

Außerdem: Es ist vor allem im privaten Umfeld eine Empfehlung, nicht mehr und nicht weniger. Für Menschen, die höflich sein wollen und andere die keine Männer sind nicht nur mitmeinen sondern auch aussprechen bzw. -schreiben. „Aus den Augen aus dem Sinn“ lautet ein bekanntes Sprichwort. Die Empfehlung wirkt dem entgegen.

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