Anti-trans* Netzwerke

von Cornelia Kost

Die anti- Gruppen sind weltweit gut vernetzt. Die Bündnisse reichen über das gesamte politische Spektrum und weit ins evangelikale Lager. Aus dieser Quelle fließen beträchtliche Finanzmittel in den Kampf gegen geschlechtliche , wie die unten verlinkte Untersuchung des Europaparlaments aufzeigt. Wer, von wem, warum und wieviel Geld bekommt wird allerdings verschwiegen, man ist diskret.

Wer die Links anklickt, bekommt schicke Webseiten zu sehen, häufig ohne Impressum, die verblüffend ähnlich sind. Erstaunlich ist auch, dass Eltern, die sich über ihre trans ärgern, Zeit und Muße finden, Kongresse, Broschüren und Aktionen zu organisieren. Im Netz brüsten sich die Gruppen ungeniert mit ihrer Zusammenarbeit. Werfen wir also einen Blick auf Ihre Webseiten und Broschüren und erfahren, was sie uns über ihre Verbindungen öffentlich mitteilen.

ROGD Eltern um den GC Aktivisten David Allison bedrängten Anfang 2022 in Deutschland Ärzt*innen und andere Helfende mit einem „Offenen Brief„. Helfende Menschen persönlich anzugehen ist eine Methode, die von radikalen Abtreibungsgegnern verwendet wird und aus den USA stammt. David Allison hatte sich 2021 als Frau ausgegeben, um damit das Grüne Frauenstatut zu desavouieren. Er wurde dafür ausgiebig in der EMMA gewürdigt. Seine Seite „TransTeens Sorge berechtigt – Interessengemeinschaft David Allison“ wirbt für die Detransbroschüre von Nele und Elie.

Diese wurde unterstützt von Post Trans und von Dr. J. William Malone (USA). Der hat die „Society for Evidence Based Gender Medicine (SEGM)„, eine international agierende Anti-Trans-Truppe, zusammen mit Roberto D’Angelo (AU) gegründet. Die SEGM Mitglieder unterhalten Verbindungen zu Konversionstherapiegruppen und stellen einen großen Anteil des Teams von Genspect.

Genspect ist eine internationale anti-trans Organisation, in der unter anderem Eltern-Aktivisten zusammengeschlossen sind und für die TransTeens wirbt (und Genspect wirbt selber für TransTeens). Genspect wird geleitet von Stella O’Malley, die das Gender Dysphoria Support Network (GDSN) gegründet hat. Bei Genspect arbeitet als Beraterin Stephanie Davies-Arai. Sie ist Gründerin der britischen Webseite Transgender-Trend. Dieses Seite hat sich 2016 an einer Kampagne beteiligt, die fiktive „Erkrankung“ ROGD zu verbreiten.

ROGD (Rapid Onset Gender Dysphoria) und Autogynophelie sind frei erfundene Typologien von angeblichen psychischen „Krankheiten“. Sie gehören zum gerne benutzten Zitatenschatz des genderkritischen (gc) Aktivismus, der daran leicht zu identifizieren ist. Diese Gruppen konzeptualisieren trans als „normale“ Menschen, die vorgeben etwas zu sein, was sie nicht sind. Dabei betrachten sie Homosexualität als von Natur aus „echt“ und trans als „gefälscht“. Sie geben sich die Attitüde von „besorgt“ und illustrieren das durch ihre Namensgebung, die sich eng an die der Selbsthilfeorganisationen anlehnt und ihre anti-trans Haltung verschleiern soll.

Diese pseudowissenschaftlichen Narrative wurden wiederholt durch die „EMMA“, eine Zeitschrift der Feministin Alice Schwarzer, verbreitet. Sie ermöglichte Anfang 2020 der Gründerin des deutschen Ablegers der Parents of ROGD Kids, einer „Frau Müller“, ein Interview. In dem Artikel werden die Parents of ROGD Kids als „amerikanische Eltern-Selbsthilfegruppe“ bezeichnet. Deren wenig auskunftsfreudige und impressumsfreie Webseite wird unter dem Interview von Chantal Louis verlinkt. Schwarzer und Louis gaben 2022 gemeinsam ein transfeindliches Buch heraus. Die Zeitschrift  ging auch aggressiv gegen die grüne Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer vor, die sich öffentlich für trans Anliegen einsetzt.

Deutsche radikalfeministische Gruppen haben über Julia Beck, einer US-Amerikanischen Aktivistin, Verbindungen zur Women’s Liberation Front (WoLF). WoLF verklagte  2016 die Obama-Regierung wegen des Versuchs, trans Schüler*innen die Nutzung der richtigen Toilette zu gewähren. Sie war bei den Berliner radikalen Lesben vom Lesbischen Aktionszentrum Ende 2020 zu einem Vortrag eingeladen und moderierte das Lesbenfrühlingstreffen (LFT) 2021 mit.

Die Women’s Human Rights Campaign (WHRC), die 2022 ihren Namen in Women’s Declaration International (WDI) änderte, vereint einige der hier genannten Organisationen hinter ihrer „Erklärung über die von Frauen auf der Grundlage ihres Geschlechts“: Women’s Liberation Front (WoLF), LGB Alliance Deutschland und das Lesbische Aktionszentrum. Dazu kommen Die Störenfriedas, Radfem Munich, SISTERS – für den Ausstieg aus der Prostitution! und ALARM! Gegen Sexkauf und Menschenhandel e.V. und weitere deutsche Gruppen.

The Heritage Foundation ist eine in Europa aktive Organisation, die zu den 10 einflussreichsten rechten evangelikalen US amerikanischen Gruppen gehört. Von 2018-2019 hat sie ca. 1 Mio. USD in Europa für Aktivismus ausgegeben. The Heritage Foundation gehört zusammen mit der Women’s Liberation Front (WoLF) zu den „unterstützenden Organisationen“ des Leitfadens „Parent Resource Guide„. Angeblich eine „einzigartige Zusammenarbeit zwischen Organisationen mit sehr unterschiedlichen politischen Meinungen und einem gemeinsamen Anliegen“. Zu den miteinander agierenden Organisationen gehören neben den beiden genannten noch Family Policy Alliance, The Kelsey Coalition und die unvermeidlichen Parents of ROGD Kids.

Die Genspect Organisation scheint eine zentrale Rolle in der weltweiten Vernetzung zu spielen.
Hier die Liste der Gruppen auf deren Webseite:

TransTeens Sorge berechtigt
Parents of ROGD Kids
LGB Alliance
Transgender Trend
Gender Dysphoria Support Network
Post Trans
4th Wave Now
Detrans Voices
Gender Exploratory Therapy Association
Gender Health Query
Rethink Identity Medicine Ethics
Society of Evidence-based Gender Medicine
Thoughtful Therapists
Trans Widows Voices

Gender Critical Resources Support Board
Oasis: A Place for Parents (Facebook group)
Our Duty

Weiterführende Informationen finden sich in Lee Leveilles Untersuchung „When Ex-Trans Worlds Collide“ und im Report des „European Parliamentary Forum for Sexual and Reproductive Rights“ über die Aktivitäten evangelikal christlicher und rechter Akteure, die darauf abzielen, den Zusammenhalt in demokratischen Gesellschaften zu stören. Eine gute Analyse von pro familia zeigt beispielhaft die Strategien und Ziele eines Netzwerks gegen sexuelle und reproduktive und Rechte in Europa auf. Auch die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley, hatte sich dazu auf den EMOTION Women’s Days 2021 geäußert.

An dieser Aufstellung wird deutlich, dass die Ablehnung geschlechtlicher Vielfalt das verbindende Element ganz unterschiedlicher Akteure ist. Mit viel Geld, Pragmatismus und nüchternem politischem Kalkül wird für das gemeinsame Ziel gearbeitet. Wohin diese Koalitionen führen, ist in einigen amerikanischen Bundesstaaten, in Ungarn und Polen zu beobachten.

Der Kampf gegen Minderheiten wird dort staatlich organisiert.
Die Demokratie und mit ihr die Frauenrechte werden unterhöhlt.

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